4.3 Rechts- und Staatsphilosophie

Lockes zentrales Werk zur Staatsphilosophie sind die „Zwei Abhandlungen über die Regierung“ (Two Treatises of Government, 1690 = TTG). Das Werk ist nach der Glorious Revolution (1688), mit der die Begründung einer absoluten Monarchie in England abgewendet werden konnte, veröffentlicht worden. Der Text selbst ist aber viel früher, zwischen 1679 und 1682, entstanden vgl. (Brocker 2010, S. 258). Die Abhandlungen müssen also vor allem als Streitschrift gegen den Absolutismus und für ein Recht auf gewaltsamen Widerstand gegen absolute Herrscher gelesen werden vgl. (Brocker 2010, S. 259). Die erste Abhandlung enthält eine Zurückweisung des Gottesgnadentums, also der Lehre von der göttlichen Einsetzung von Herrschaft. Lockes „Gegner“ ist hierbei der Royalist Robert Filmer. Es ist konsequent, dass Locke seiner eigenen Theorie der Herrschaftsbegründung durch Vertrag eine Auseinandersetzung mit dem Gottesgnadentum voranstellt: Nur wenn gezeigt werden kann, dass Herrschaft nicht durch Gott begründet wird, besteht überhaupt Raum für den neuzeitlichen Ansatz der Vertragstheorie, die Herrschaft auf die Zustimmung der Herrschaftsunterworfenen stützt. Seinen eigenen Ansatz zur Vertragstheorie legt Locke in der zweiten Abhandlung dar, die im Folgenden allein relevant ist. Lockes Schrift wurde wegbereitend vor allem für den Prozess der Verfassungsgebung in den Vereinigten Staaten, der ein Jahrhundert später erfolgte (vgl. v.a. die amerikanische Unabhängigkeitserklärung von Thomas Jefferson, 1776).

Gesetz
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