3.5.5 Alexander Hamilton: Biographie

Alexander Hamilton wurde auf den britischen West Indies als unehelicher Sohn von Rachel Faucett und James Hamilton geboren, vermutlich im Jahre 1755 (einige Historiker plädieren für Jahrgang 1757; Hamilton selbst schien sich seines Geburtsjahres nicht sicher gewesen zu sein).

1772 siedelte Hamilton über nach Boston, welches er kurz darauf verliess, um sich Anfang 1774 in New York City am King's College zu immatrikulieren. Schon in seinem ersten akademischen Jahr wurde Hamilton politisch aktive: Er publizierte die Flugblätter "A Full Vindication of the Measures of Congress" und "The Farmer Refuted" als Replik auf Schriften Samuel Seaburys, eines Klerikers der Church of England und Unterstützer der Anliegen der Loyalisten. In zwei weiteren Schriften attackierte Hamilton den Quebec Act, der fünfte und letzte der sog. Intolerable Acts, mit welchen die Krone die wachsende Resistenz der Kolonialisten gegen die Autorität des britischen Parlaments seit dem Stamp Act (vgl. VGN, S. 95) brechen wollte.

Im Unabhängigkeitskrieg trat Hamilton mit einigen Kommilitonen einer freiwilligen New Yorker Milizkompanie bei. Durch eine Serie von Erfolgen gegen die Briten legte Hamilton eine steile Militärkarriere zurück und wurde Stabschef George Washingtons während vier Jahren. Hamilton drängte trotz dieser wichtigen Position stets darauf, wieder in den Aktivdienst eintreten zu können, da ihm Ruhm auf dem Schlachtfeld seit jeher als erstrebenswert erschien. 1781 willigte Washington ein und betraute Hamilton mit dem Kommando über die Führung von drei Bataillonen in der Planung des Angriffs auf Yorktown. Mit französischer Unterstützung gelang es Hamiltons Bataillonen, ihren Auftrag auszuführen. Dieser Erfolg war der vielleicht entscheidende Schlag, der zur Kapitulation der Briten führte und den grösseren Militäroperationen der Krone in Amerika ein Ende setzte.

In seiner Zeit als Stabschef Washingtons waren Hamilton die Mängel des geplanten dezentralen Regierungssystems aufgefallen. Aufgrund der Abhängigkeit vom Willen der Einzelstaaten war Steuererhebung zur Finanzierung des Kriegs nicht vollstreckbar, was nach Hamilton die Notwendigkeit einer Zentralgewalt illustrierte. Diese Überlegungen präsentierte er als Entwurf zu einer Revision der Konföderationsartikel 1782-83 als Delegierter im Konföderationskongress, nachdem er aus der Armee ausgetreten war. Dieser Entwurf beinhaltete bezeichnenderweise viele Merkmale der späteren US-Verfassung wie eine starke Zentralregierung und die horizontale Gewaltenteilung.

1783 trat Hamilton aus dem Kongress aus und erwarb das Anwaltspatent, woraufhin er in New York City als Anwalt praktizierte. Zudem wurde Hamilton als Bankier aktiv und zeichnete sich als Mitgründer der Bank of New York verantwortlich, die heute älteste Finanzinstitution Amerikas.

In der Folge schlug Hamilton die Bildung eines neuen Verfassungskonvents vor. Ein solcher trat 1786 in Annapolis zusammen, bestand aber nur aus Delegierten von fünf Staaten. Dieser Konvent war sich seiner fehlenden Legitimation bewusst und beschränkte sich darauf, für das folgende Jahr einen abermaligen Konvent anzusetzen, an welchem alle Staaten vertreten sein sollten.

Dieses Vorhaben gelang mit dem Verfassungskonvent von Philadelphia, an welchem Hamilton als einer von drei New Yorker Entsandten teilnahm. Da die zwei Kollegen seiner Delegation viele von Hamiltons Ansichten nicht teilten, blieb seine Stimme im Rahmen des Verfassungskonvents von Philadelphia allerdings weitgehend ungehört.

Hamilton zufolge gestand denn auch der Konvent in der schlussendlich beschlossenen Verfassung dem Bund zu wenig Macht zu und verlieh der vertikalen Gewaltentrennung ein zu grosses Gewicht. Trotzdem war er dem Föderalismus nicht ganzheitlich abgeneigt, wie aus seinen Beiträgen zu den Federalist Papers hervorgeht.

Nebst den Federalist Papers war auch sein Engagement im ersten US-Kabinett prägend für die spätere Auslegung der Verfassung. Unter Washington amtete Hamilton als erster Finanzminister der USA von 1789-95. In dieser Position präsentierte er dem Kongress 1790 ein weitreichendes Finanzprogramm. Es sah vor, dass sämtliche Schulden des Kontinentalkongresses wie auch der Gliedstaaten infolge des Unabhängigkeitskriegs von der Bundesregierung übernommen würden. Dies sollte etwa über die Erhebung von Verbrauchssteuern und Steuern auf importierte Fabrikate finanziert werden. Damit erhoffte sich Hamilton natürlich auch, die Bundesregierung zulasten der Stellung der Gliedstaaten zu stärken.

Das ausgezeichnete Beziehungsnetz des Bankiers Hamilton missfiel den Konservativen; seine Politik befremdete agrarische Interessen und seine Pläne zur stetigen Stärkung der Zentralregierung führte zur Opposition derer, welche für einen dezidierten Föderalismus und vertikale Gewaltenteilung forderten. Letzten Endes verstummten diese Gegenstimmen allerdings, insbesondere aufgrund der zunächst allgemein herrschenden Bedenken, keine Parteizersplitterung herrufen zu wollen. Hamiltons Programm wurde somit vom Kongress verabschiedet. Diese Einigkeit war allerdings bald zu Ende aufgrund von aussenpolitischen Schwierigkeiten. Der Erfolg von Hamiltons Programm beruhte auf dauerndem Handel mit Grossbritannien, weshalb der Finanzminister das Jays Treaty 1794 unterstützte und als Gegner der französischen Revolution strenge Massnahmen gegen Frankreich anordnen wollte. Diese Vorhaben wurden insbesondere von Thomas Jefferson vehement bekämpft.

Aus diesen Umständen entstanden zwei gegensätzliche Parteien: Die Federalists unter der Leitung von Hamilton und John Adams und die Democratic Republicans unter der Führung Jeffersons und James Madisons.

1795 trat Madison als Finanzminister zurück und war wiederum anwaltlich tätig, hielt aber seinen Einfluss als Berater und Freund Washingtons aufrecht. In der Präsidentschaftswahl des folgenden Jahres versuchte Hamilton, die Elektoren dazu zu bringen, John Adams nicht zu wählen, was die tiefen Differenzen der beiden Führer der Federalists aufzeigt. Die Intrige flog allerdings auf und Adams wurde zu Washingtons Nachfolger.

Dass Washington immer noch grosse Stücke hielt auf Hamilton ist evident aus dem Umstand, dass er den widerwilligen Adams dazu brachte, Hamilton im Rahmen des sog. Quasi-Kriegs zwischen Frankreich und den USA zum major general (Nr. 2 der Armee) zu ernennen. Da Adams Washington zuvor die Rolle als Commander-in-Chief überlassen hatte und Washington einen grossen Teil seiner Aufgaben Hamilton überliess, war letzterer faktisch Oberbefehlshaber der Armee geworden.

In der Präsidentschaftswahl von 1800 erreichten Thomas Jefferson und Aaron Burr je 73 Elektorenstimmen, weshalb der Sieger durch Wahl im Repräsentantenhaus nach Staaten bestimmt werden musste. Jefferson konnte sich erst im 36. Wahlgang nach sieben Tagen durchsetzen, da er das absolute Mehr von 9 Staaten (von insgesamt 16) erst erreicht hatte, nachdem Hamilton massgeblichen Einfluss auf die Wählenden ausgeübt hatte. Hamilton sah Jefferson im Vergleich zu Burr als "by far not so a dangerous man". Burr wurde Vizepräsident. 1804 gelang es Hamilton zudem, Burr vom Posten als Gouverneur New Yorks fernzuhalten, indem er dessen Kontrahenten massgeblich unterstützt hatte. Nachdem Hamilton angeblich öffentlich abschätzig über Burr geäussert hatte, verlangte Burr eine Entschuldigung, welche Hamilton verweigerte. Daraufhin forderte Burr Hamilton zum Duell auf. Für Hamilton endete der lange Zwist mit Burr tödlich – er erlag am 12. Juli 1804, dem Tag nach dem Duell, seinen Verletzungen.