2.1.10 Das Zeitalter der fränkischen Herrschaft: Die karolingische Bildungsreform

Zu den kennzeichnenden Merkmalen der Epoche Karls des Grossen zählt seine Bildungsreform. Erste Ansätze lassen sich bereits in der Zeit Pippins des Jüngeren ausmachen, der sich um eine Verbesserung des klerikalen Bildungstands bemühte und mit der Gründung einer Hofschule die Bedeutung der Bildung auch und gerade in seinem engsten Umfeld heraushob.

Entscheidend wurde allerdings das seit etwa 777 einsetzende Bestreben Karls, die geistige Elite seiner Zeit an seinen Hof zu ziehen. Herausragende Bedeutung sollte dabei der aus Angelsachsen stammende Kleriker Alkuin gewinnen, der seit 782 am Hof zugegen war und zum wichtigsten Ratgeber des Herrschers wurde. Alkuin und andere Mitglieder dieses Gelehrtenkreises sammelten systematisch die ihnen erreichbare antike Literatur und die Werke der Kirchenväter. Ausgehend von der Hofschule, deren Lehrkräfte ebenfalls aus dem Kreis der Hofgelehrten gestellt wurden, und für die Alkuin auch eine Reihe von Lehrbüchern (etwa zur Grammatik und Rhetorik) verfasste, entstanden auch in den Klöstern des Reiches ähnliche Schulen, in denen die Vermittlung der neuen und doch alten Wissensinhalte im Zentrum stand.

Die Bildungsreform Karls, deren Leitsätze der Herrscher vor allem in der Admonitio Generalis von 789 programmatisch zusammenfasste, bezog auch die Grundlagen der Kultur ein: Eine correctio der lateinischen Sprache führte zu einer Wiederbelebung spätlateinischer Sprachlichkeit. Vor allem aber schufen die Reformer um Karl mit der sog. karolingischen Minuskel eine neue Schrift, die in ihrer Klarheit die schriftliche Kommunikation etwa in Urkunden auf eine neue Grundlage stellte.

„Moutier-Grandval-Bibel“ in karolingischen Minuskeln, Handschrift ca. 840. (Quelle: Wikimedia Commons)„Moutier-Grandval-Bibel“ in karolingischen Minuskeln, Handschrift ca. 840. (Quelle: Wikimedia Commons)

In einigen Textzeugnissen dieser Zeit wurde bewusst auf die Wiederentstehung der römischen Kultur hingewiesen. Nicht zuletzt aus diesem Grund wird diese Phase in der Bildungsgeschichte bisweilen auch als "karolingische Renaissance" gekennzeichnet. Allerdings ist diese Bezeichnung etwas missverständlich, denn im Gegensatz zum humanistischen Aufbruch seit dem 14. Jahrhunderts bewegten sich die karolingischen Gelehrten ganz auf der Linie christlich begründeter und patristisch ausgedeuteter Werthaltungen und Perspektiven.

Lernziele

  • Wissen: Karolingische Bildungsreform
  • Verständnis: Formen dezentralisierter Herrschaftsausübung im frühen Mittelalter