12.9.1 Gründe

Es handelt sich dabei um eine Eigenfinanzierung (Kapitel 12.5.1). Bilanzmässig gesehen nehmen sowohl die Passiven wie auch die Aktiven zu.

Die neuen Mittel können insbesondere dazu dienen,

- die bisherige Geschäftstätigkeit zu erweitern,

- eine Illiquidität zu beseitigen oder

- eine vorgesehene Fusion zu ermöglichen (vgl. Art. 9 Abs. 1, Art. 7 Abs. 1 FusG).

Innerhalb des Eigenkapitals werden freie Reserven oder unverteilte Gewinne in Grundkapital umgewandelt (Art. 652d Abs. 1 OR). Der Gesellschaft fliessen keine neuen Mittel zu.

Die Gründe dafür sind:

- Stärkung der Kreditbasis der Gesellschaft (insbes. zum Vorteil der Gläubiger, da sich die Gesellschaft in der Höhe ihres Grundkapitals ihrer Aktiven nicht freiwillig entäussern darf; vgl. Kapitel 12.7, insbes. Kapitel 12.7.2).

- Senkung des Börsenpreises (mehr Aktien bei gleich bleibendem Vermögen der Gesellschaft führen zu grösserem Angebot und damit tieferem Preis).

- Ausgabe von Gratisaktien (vgl. Kapitel 12.9.2): Die Gesellschaft braucht so keine flüssigen Mittel an Aktionäre auszuschütten und kann diese anderweitig verwenden. Gleichzeitig bleiben, aufgrund des erhöhten Aktienkapitals, in Zukunft mehr Mittel in der Gesellschaft gesichert. Insgesamt dient die Massnahme also der Selbstfinanzierung der Gesellschaft.

Die neu geschaffenen Aktien (Eigenkapital) werden gegen Forderungen (Fremdkapital) „ausgetauscht“. Ein Gläubiger erwirbt z.B. Aktien, indem er diese mit Forderungen, die ihm gegenüber der Gesellschaft zustehen, verrechnet (Kapitel 12.4.4, Kapitel 12.6.4, Kapitel 12.9.2, Art. 652c i.V.m. 634a Abs. 2 OR). Aus Fremdkapital wird so Eigenkapital, neue Mittel werden der Gesellschaft aber keine zugeführt, weshalb die Bilanzsumme gleich bleibt.

Diese Form der Kapitalerhöhung wird meist bei Sanierungen gewählt (vgl. Kapitel 12.8.2).

Grundsätzlich haben alle Aktionäre bei einer Kapitalerhöhung das Recht, neue Aktien zu beziehen, um ihre bisherige Beteiligungsquote beibehalten zu können (Art. 652b Abs. 1 OR, dazu Kapitel 12.9.4).

Kleineren Aktionären kann diese Möglichkeit allerdings

- rechtlich (durch Entzug des Bezugsrechts, Art. 652b Abs. 2 OR ) oder

- faktisch (da sie schlicht über zu wenig Kapital verfügen, um mitzuziehen)

verunmöglicht werden.